Pressemitteilung vom 4. Juni 2021

Gedenkstein Euthanasie im Park des Krankenhause

145 Jahre: SKH Altscherbitz blickt auf wechselvolle Geschichte zurück  –  Euthanasiegedenktag am heutigen 4. Juni 2021  

Das Sächsische Krankenhaus (SKH) Altscherbitz begeht in diesem Jahr sein 145-jähriges Bestehen und kann mit seinen heute rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Heute wurde am Gedenkstein des SKH an die Opfer der Euthanasie erinnert. 

Am 1. Juli 1876 als Provinzial Irren Anstalt Rittergut Alt Scherbitz gegründet, erlangte das Krankenhaus in den folgenden Jahrzehnten mit bedeutenden Entwicklungen wie dem Offen-Tür-System, Wachsaalsystem sowie der Arbeitstherapie Weltruf. Bis 1912 kamen zur Zentralanstalt der Klinik mit einzelnen Versorgungsgebäuden zahlreiche Neubauten, zum Beispiel die Villen, das Lazarett oder die Kirche für die seelsorgerische Betreuung hinzu. Mitte der zwanziger Jahre erleichterten zahlreiche technische Neuerungen wie die elektrische Stromversorgung, eine Warmwasseranlage und ein Röntgenapparat die Betreuung der Patienten. Neue therapeutische Verfahren, zum Beispiel die Insulinschocktherapie, wurden entwickelt.

Während der Nazi-Diktatur wurden die Betreuungsleistungen stark reduziert, ca. 5.100 Altscherbitzer Patienten fanden den Tod durch Deportation, Hunger und ungenügende medizinische Betreuung. In den 50er- und 60er-Jahren erfolgte der Aufbau einer der damaligen Zeit entsprechenden modernen Klinik. Mit einer hinzukommenden Neurologischen Abteilung im Jahr 1965, einer Kinderneuropsychiatrischen Abteilung 1966 sowie einer Neurologisch-Psychiatrischen Fachambulanz 1968 erhielt die Klinik ein neues Profil. Es entstanden die Psychiatrische Klinik, die Klinik für chronisch-psychische Krankheiten, die Neurologische und die Kinderneuropsychiatrische Klinik. 

Bis zur politischen Wende 1989 etablierten sich zusätzlich eine Psychotherapiestation, die Tagesklinik für Psychiatrie sowie eine Suchtstation. Die Kinderneuropsychiatrie wurde 1992 geschlossen. Im Juli 1992 wurde das Krankenhaus um die Abteilung Forensische Psychiatrie mit Maßregelvollzug erweitert. Mit dem am 5. April 2007 für diese Zwecke eröffneten Klinikneubau stehen hier seitdem 90 Betten auf fünf Stationen zur Verfügung.

Heute ist das Krankenhaus mit den Fachbereichen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik sowie Neurologie in Trägerschaft des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt fester Bestandteil der Krankenhauslandschaft des Freistaates. Jährlich werden etwa 6.400 Patientenfälle vollstationär beziehungsweise teilstationär sowie ca. 18.000 Patientenfälle ambulant im Sächsischen Krankenhaus Altscherbitz und in den dazugehörigen Ambulanzen behandelt. Mit einer Gesamtbettenzahl von 343 Betten, 80 tagesklinischen Plätzen an drei Standorten, zwei Medizinischen Versorgungszentren, einer Neurologischen Notfallambulanz und Psychiatrischen Institutsambulanzen an drei Standorten sowie verschiedenen Diagnostik- und Funktionsbereichen ist eine wohnortnahe Versorgung von Patienten aus Nordsachsen und Leipzig möglich. Die Altscherbitzer Kirche als geistlich-kulturelles Zentrum für Gottesdienste, Konzerte, Ausstellungen, Musiktherapie oder einfach als Ort der Stille – ist ein wichtiger Bestandteil des Krankenhauses. Als letzte Etappe der grundlegenden Modernisierung und Rekonstruktion des historischen Krankenhauses wird im Juni  2022 für zwei psychiatrische Stationen ein Gebäudekomplex neu eröffnet. Zwischen den drei bestehenden denkmalgeschützten Klinkerbauten (Haus 19, 20 und 21) entsteht ein flacher, riegelförmiger Erweiterungsbau. In dem Gebäudeensemble werden die Teilstation für junge Erwachsene, sechs Mutter-Kind-Einheiten für psychisch kranke Mütter mit ihren Kleinstkindern, die Psychotherapiestation und die DBT-Tagesklinik für Patienten mit Borderline-Syndrom ihren Platz finden.

Das SKH Altscherbitz fühlt sich seiner 145-jährigen Tradition ebenso verbunden wie den Aufgaben einer modernen Klinik. An die Altscherbitzer Opfer der NS-Euthanasie erinnert heute ein Gedenkstein, der ewige Tränen weinende Stein mit Gedenktafel, im Park des Krankenhauses. "Weil dieses dunkle Kapitel der Geschichte auch an unserer Klinik nicht vorbeiging, gedenken wir mit dem jährlich stattfindenden Tag der Euthanasie am heutigen 4. Juni 2021 erneut der Opfer und ihrer Angehörigen", sagt Verwaltungsdirektorin Doreen Neu. Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung unter Einhaltung der Hygieneauflagen im Freien mit einem kleinen Teilnehmerkreis am Euthanasiegedenkstein statt. Michael Walter, evangelischer Pfarrer und Krankenhausseelsorger, erinnerte in seiner Andacht an die Opfer, dazu gab es eine kleine musikalische Umrahmung.

In der liebevoll gestalteten Geschichtsgalerie des SKH Altscherbitz können Interessierte Zeugnisse über den Wandel der Psychiatrie von der Zeit der Gründung des Krankenhauses bis in die heutige Zeit besichtigen. Eine Terminvereinbarung ist möglich unter Telefon: 034204 874651.

Weitere Informationen zur Geschichte unter www.skh-altscherbitz.sachsen.de/ueber_uns/geschichte

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